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Wohngemeinschaft – Was ist für ein Zusammenleben wichtig?

Ihr versteht euch mit euren neuen Mitbewohnern echt gut? Damit das auch so bleibt, gilt es einige Stolperfallen zu umgehen. Wie das geht könnt ihr in diesem Artikel nachlesen.

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Immer mehr Menschen ziehen statt in eine eigene Wohnung
in eine WG – vor allem der immer begrenzter werdende
Wohnraum mit steigenden Mieten ist daran Schuld

Irgendwann im Leben kommt für jeden Menschen der Punkt, an dem er aus seinem Elternhaus auszieht – entweder in eine eigene, kleine Wohnung, in eine Wohngemeinschaft (WG) oder sogar zusammen mit dem Partner in ein Haus oder eine größere Wohnung. Vor allem in Großstädten ist es nach wie vor ein Thema bei Neuhinzugezogenen: Wo wollen sie leben? Der Wohnraum wird immer begrenzter. Dies bedeutet, dass immer weniger Raum zur Verfügung steht, der außerdem immer teurer wird – 36m²-Wohnungen haben mittlerweile mancherorts einen Preis von über 600 Euro warm. Vor allem für Studenten ist es daher unerlässlich, in eine WG zu ziehen. Dies bedeutet allerdings, in Sachen eigene vier Wände umzudenken: Diese vier Wände sind nicht eine komplette Wohnung, sondern oft nur ein Zimmer. Die Wohnung wird sich mit anderen Menschen geteilt, das Bad und die Küche sind daher die Gemeinschaftsräume.
WGs sind ein neuer Wohntrend; rund 66.000 Nichtfamilienhaushalte gibt es im Jahr 2013 laut Statistik.at, worunter auch die Wohngemeinschaften fallen. Statt der Frage nach der Einrichtung stehen bei einem Einzug ganz andere Fragen auf dem Zettel; allen voran, wie das Zusammenleben in groben Zügen abläuft. Anders als bei den Eltern ist ja sicherlich. Ich habe festgestellt, dass ein WG-Leben mit mehr Freiheiten daherkommt – die Einsamkeit aber durch die Mitbewohner trotzdem nicht so groß ist, wie dies in einer alleinigen Wohnung wäre.

Rücksicht ist wichtig

Wer in einer WG lebt, hat mehr Freiheiten als im Elternhaus: Die Musik darf lauter gehört werden, der Besuch darf an sich so lange bleiben, wie er möchte. Rücksichtnahme ist aber trotzdem wichtig: Bei besonders lauter Musik ist auf Kopfhörer zurückzugreifen. Es sollte außerdem festgelegt werden, wie lange ein Besuch in der WG geduldet ist. Sonst kann es passieren, dass sich der Partner oder die Partnerin als ein zusätzliches WG-Mitglied fühlt und die meiste Zeit in der Wohnung verbringt – mit von den Vorräten isst, den Strom und das Wasser verbraucht. Dies ist zwar generell nicht der Rede wert. Allerdings bezahlt jeder Mitbewohner seinen Teil an den Nebenkosten und der Miete und dies sollte dann auch der inoffizielle tun. Es kann außerdem dem Frieden im Haus schaden, wenn der Partner das Bad blockiert. Wenn dies einer der anderen Mitbewohner macht, ist dies oft kein Problem. Bei einem Besuch kann dies aber zu Streit führen. Rücksichtnahme ist daher auch von temporären und inoffiziellen Mitbewohnern zu verlangen.
Diese Rücksicht ist außerdem wichtig, damit unter anderem bei den Lebensmitteln kein Streit auftritt: Es ist notwendig, dass sich die Mitbewohner auf Fächer in den Schränken und im Kühlschrank einigen. Immerhin ist nicht alles, was darin ist, automatisch im Besitz der Allgemeinheit. Nur in Ausnahmefällen, wenn sich die Mitbewohner gut verstehen, kann vom anderen etwas genascht werden – dann habe ich aber auch selbstständig dafür zu sorgen, dass der derjenige davon erfährt und einen entsprechenden Ersatz erhält. Wer sich etwas aus dem Gemeinschaftsfach nimmt, Nudeln oder Reis werden in WGs beispielsweise gerne geteilt, sollte selbst beim nächsten Einkauf daran denken, das entsprechende Nahrungsmittel wieder aufzufüllen. Ansonsten funktioniert das Gemeinschaftsprinzip nicht.

Keine Einsamkeit

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Einsamkeit ist in einer WG meist nicht vorhanden – dies ist vor
allem für jüngere Menschen ein Vorteil

Wer in einer WG lebt, muss nicht einsam sein. Die anderen Mitbewohner sind an sich immer da, wenn sie nicht in der Universität oder auf der Arbeit sind. Kommunikation aber unabdingbar, damit auch die schlechte Laune von den anderen Bewohnern anerkannt wird. Damit kein Konfliktpotenzial entsteht, ist es außerdem ratsam, eine Mitteilungswand anzubringen, an der beispielsweise notiert werden kann, dass die Eltern des einen Mitbewohners angerufen haben und um Rückruf bitten. Der Streit, der entsteht, wenn vergessen wurde, eine Nachricht auszurichten, ist so effektiv umgangen. Außerdem können an die Tafel nützliche Hinweise wie, dass jemand abends für alle kochen möchte oder dass sich spontan ein Besuch angemeldet hat, aufgeschrieben werden. Auch Haushaltsaufgaben, wie Putzen, sind sehr gut an dieser Tafel anzubringen. In vielen WGs ist dies unabdingbar – zumindest in denen, in denen ich gewohnt habe.

Eine Grundsauberkeit ist wichtig in jeder Wohnung. Die Bewohner sind selbst dafür verantwortlich, dass alles sauber ist. Grundsauberkeit bedeutet, dass ein kurzes Durchwischen statt dem richtigen Putzen reichen kann, damit die Küche sauber genug für Besuch aussieht. Eine klebrige Ar-beitsfläche in der Küche oder Haare im Abfluss in der Dusche – was für den einen purer Ekel ist, ist für den anderen noch ein akzeptabler Zustand. Es ist daher wichtig, dass die WG-Bewohner abklären, wer welchen Sauberkeitsgrad wünscht. Ist es beispielsweise nötig, die Arbeitsplatte und den Herd nach jedem Kochen abzuwischen, oder nur wenn wirklich etwas übergekocht ist? Wenn dies nicht funktioniert, ist der Klassiker des Putzplans immer noch eine gute Möglichkeit. Dabei gilt die Grundregel, dass mindestens alle zwei Wochen die gesamte Wohnung geputzt werden sollte – Bad und Küche sogar am besten jede Woche. Außerdem sollte jeder Mitbewohner die Gemeinschaftsräume so verlassen, wie er sie vorgefunden hat. Dadurch ist ein großes Stück der Grundsauberkeit herzustellen: Wer einen ordentlichen Küchentisch vorfindet, sieht es dann immerhin als seine Pflicht an, diesen nach dem Essen von seinen Krümeln zu befreien. Dadurch wird außerdem die Selbstdisziplin weiter geschult, sodass die Sauberkeit nach ein paar Wochen beinahe automatisch da ist.

Gestaltung der Wohnung

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Mittels solcher Glastattoos ist es auch neuen Mitbewohnern
möglich, die WG mitzugestalten

Eine WG lebt von ihren Mitbewohnern. Es treffen ganz unterschiedliche Vorlieben aufeinander – der eine mag gern kitschige Deko, der andere möchte es lieber nüchtern und beinahe spartanisch haben. Es gilt, die unterschiedlichen Geschmäcker bei der Dekoration und Einrichtung der Wohnung zu beachten. Wenn sich eine Wohngemeinschaft neu bildet, ist dies oft einfacher, als wenn jemand in eine schon eingerichtete Wohnung einzieht. Der letzte Fall ist aber meistens die Regel, wie ich in meiner WG-Zeit gemerkt habe. Es gibt aber trotzdem auch für neue Mitbewohner die Möglichkeit, die Wohnung ein Stück weit mitzugestalten. Beispielsweise, in dem ein Raum einen neuen Anstrich bekommt. Oder in dem in der Küche eine neue Wanduhr aufgehängt wird. In einigen Bädern gibt es außerdem einen großen Spiegel, der gut dekoriert werden kann, bei-spielsweise durch Klebefolie. Auch beim Küchenspiegel ist dies möglich – sogar, wenn dieser aus Glas besteht. Damit ist es neuen Mitbewohnern möglich, die Wohnung mit zu gestalten und sie so ein Stück weit zu ihrem eigenen Zuhause zu machen. Mir hat dies in fremden Wohnungen immer geholfen, mich schneller einzuleben. Diese Dekorationen sollten aber, um Streit zu vermeiden, mit den anderen Mitbewohnern abgesprochen werden.

Miteinander wohnen

Wer zusammen lebt, muss vor allem eines: Kommunizieren. Dies bedeutet im Umkehrschluss aber nicht, immer miteinander reden zu müssen. Dieses kann für einige sonst zum Dauerstress ausarten: Anstatt in Ruhe im Zimmer lernen zu können, klopft dauernd einer der Mitbewohner an die Tür, weil er über etwas reden will. Dies ist ein Nachteil in WGs, in der es diese Form von Menschen meistens gibt. Mit einer offenen Kommunikation und ohne die Gefühle des anderen zu verletzen, kann dieses Thema aber geklärt werden. Eine WG ist eine spezielle Form des Miteinanders wohnen. Es ist selbstständiger als im Elternhaus, aber trotzdem nicht so sehr das Gefühl der eigenen Wohnung, wie dies alleine oder zusammen mit dem Partner wäre. Vielen und auch mir fehlt für dieses Gefühl das eigene Schlafzimmer. In einer WG haben die Mitbewohner in den meisten Fällen nur ein Zimmer zur Verfügung, wie auch im Elternhaus.
Als ersten Ausstieg von zu Hause ist dies aber sehr praktisch. Anfangs habe ich beschrieben, dass der Wohnraum immer knapper wird. Dies ist mit einer der Gründe, warum es nicht nur bei Studenten, sondern mittlerweile auch bei Berufstätigen vermehrt zu WG-Bildung kommt. Wer in Studienjahren schon in so einer Wohnform gelebt hat, kommt damit später meist besser zurecht. Wer sich daher nicht in einer Beziehung befindet und sein hart verdientes Geld nicht für eine eigene Wohnung ausgeben möchte, zieht oft in Zweck-WGs zusammen mit anderen Berufstätigen. Die Formen des Miteinanderlebens, die ich in diesem Artikel ausgeführt habe, ändern sich dadurch allerdings nicht. Die Wohngemeinschaft als moderne Wohnform bedingt ein soziales Miteinander, das geprägt ist von Rücksichtnahme, Sauberkeit und guter Kommunikation.

Lukas Meier, 35, wohnte in seinen Studienjahren und am Beginn seiner Arbeitstätigkeit als Redakteur einer Tageszeitung in Wohngemeinschaften. Er hat verschiedenste Mitbewohner kennengelernt und es geschafft, mit allen einigermaßen gut auszukommen. Mittlerweile wohnt er mit seiner Freundin zusammen – die Zeit in den WGs will er aber trotz der Vorteile der eigenen Wohnung nicht missen.

Bilder:
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