Zeitmanagement im Studium
Die Zeiten, in denen man das Studium auf sich zukommen lassen und relativ frei über die eigene Zeit verfügen konnte, sind unwiederbringlich vorbei. Heute ist Studieren ein reglementierter Vollzeitjob und zunehmend mehr Studierende fühlen sich getrieben von Terminen und Verpflichtungen, für die die vorhandene Zeit nicht mehr auszureichen scheint. Die Folgen sind Stress, Frustration und nicht selten Mutlosigkeit: „Wie soll ich das Alles schaffen?“
Die eigene Zeit managen
Eine wichtige Antwort darauf heißt: Zeitmanagement. Dahinter steht nichts anderes als der Versuch, die eigenen Arbeitsabläufe unter Berücksichtigung der persönlichen Rahmenbedingungen zu erfassen und zu strukturieren mit dem Ziel, störende Faktoren auszuschalten und mehr in der gleichen Zeit zu schaffen. Wer die absehbaren Aufgaben rechtzeitig plant und die verfügbare Zeit auf sie aufteilt, wird keine Termine mehr vergessen, die eigene Aufschieberitis überwinden und vor allem Stress vermeiden.
Zeitmanagement – ganz praktisch
Am Anfang der Umsetzung stehen zwei Dinge: Zunächst die Frage, welche Ziele ich erreichen will und was davon muss zuerst erledigt werden. Sind die Ziele definiert und priorisiert gilt es herausfinden, wieviel Zeit überhaupt zur Verfügung steht. Dazu muss aufgelistet werden, wieviel Zeit die notwendigen Dinge wie Familie, Einkaufen und Freunde, aber auch für Pausen und Freizeit beanspruchen. Nur wer seine verfügbare Zeit realistisch einschätzt, kann richtig planen.
Dann gilt es liebgewonnene Gewohnheiten zu hinterfragen und wenn nötig zu ändern. Beispielsweise ist es wichtig, äußere „Zeitdiebe“ wie Telefonate, Mails oder sonstige Ablenkungen zu identifizieren und zu reduzieren. Aber auch die eigene Neigung sich zu verzetteln, vieles aufzuschieben oder seine Notizen überall zu verstreuen, gilt es zu hinterfragen.
Nun ist es möglich, die anstehenden Aufgaben in verschiedenen Stufen zu planen: ganzes Studium, Semester, Woche, Tag. Große, übermächtig erscheinende Aufgaben werden in kleine Häppchen zerlegt und verlieren so ihren Schrecken. Bei dieser konkreten Planung werden der persönliche Bio-Rhythmus, der eigene Arbeitsstil und das individuelle Bedürfnis nach Pausen und Erholung berücksichtigt. Nur wer den eigenen Lerntyp kennt (z.B. visuell oder auditiv) und eine angenehme und ungestörte Lernumgebung schafft, kann seine geplante Zeit auch optimal nutzen.
Letztlich geht es beim Zeitmanagement also um Selbsterkenntnis und Selbstdisziplin. Zwar muss man eventuell manch lieb gewonnene Gewohnheit aufgeben, doch wird man am Ende durch ein besseres Verständnis seiner selbst, den Abbau von Stress und Erfolgserlebnisse beim Lernen belohnt. Konsequentes Zeitmanagement spart folglich nicht nur Zeit, sondern baut Frust ab und hat motivierenden Charakter.
Nützliche Hilfsmittel für ein gutes Zeitmanagement sind nicht nur der unverzichtbare Lern-Kalender, sondern auch weitere Lernstrategien und -methoden, die ein effizientes Studium unterstützen und die man je nach Bedarf nutzen sollte wie z.B. Mindmapping, Schnelllesen oder die gezielte Beteiligung an Lern- und Diskussionsgruppen.
Befreiung oder Korsett?
Aber führt das Ganze nicht dazu, letztlich noch mehr und noch reglementierter zu arbeiten als zuvor? Wird das Gefühl, von außen getrieben und „gelebt“ zu werden, nicht nur durch Selbstzüchtigung ersetzt?
Richtig umgesetztes Zeitmanagement hat nichts mit Gängelung zu tun sondern hilft im Gegenteil dabei, sich schrittweise von der „Fremdsteuerung“ zu befreien. Natürlich muss man dazu die nötige Stärke aufbringen, aber ohne sie wird man ohnehin schwerlich ein erfolgreiches Studium absolvieren. Zeitmanagement ist eben keine Technik von der Stange, sondern eine sehr individuelle Technik, die die persönlichen Stärken, Schwächen und Eigenheiten berücksichtigt und schrittweise kontrollieren hilft. Am Ende steht nicht das Hamsterrad sondern das Gefühl, mehr geschafft und zudem noch echte Freizeit dazugewonnen zu haben.
Bei allen Vorteilen ist Zeitmanagement kein Allheilmittel. Nicht immer klappt die Arbeit wie geplant, weil unvorhergesehene Rahmenbedingungen wie familiäre Ereignisse, Krankheiten oder verschlechterte Studienbedingungen die Umsetzung verhindern. Wer solche Faktoren frühzeitig einplant, wird gelassener an seine Pflichten gehen und seltener unangenehme Überraschungen erleben.
Zeitmanagement funktioniert um so effizienter, je mehr es zur Gewohnheit wird. Wer sein Studium hindurch mit wachsendem Erfolg seine Arbeit geplant und gesteuert hat, dem wird es schließlich auch beim Verfassen seiner Abschlussarbeit, bei der Prüfungsvorbereitung und auch im Beruf leichter fallen, Arbeit und Leben entspannter zu gestalten. Aber das ist eine andere Geschichte.