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Köstlich: Eiscreme kann man studieren

Schon Goethe ließ sich das ein oder andere „Gefrorene“ beim Spaziergang über den Stadtplatz schmecken – und auch heute ist die kühle Süßspeise weltweit eine der beliebtesten Naschereien. Doch die Qualität von Eis unterscheidet sich von Hersteller zu Hersteller beträchtlich. Kein Wunder also, dass die hohe Kunst des Gelato bereits beinahe auf akademisches Niveau gehoben worden ist: Die Gelato University in Bologna bringt Lernwilligen das Handwerk bei.

Geschichte der Eis-Akademie

eisbecher

Das italienische Gelato ist in Sachen Eis das Maß aller Dinge – kaum eine Nation hat sich bei der Süßspeise so einen Namen gemacht wie die Bewohner des stiefelförmigen Landes. Um dieses Wissen mit der Welt zu teilen, gründet Eismaschinen-Produzent Carpigiani deshalb 2003 die Gelato University. Hier wird den Studenten beigebracht, wie das Eis die richtige Cremigkeit erreicht, welchen Zuckeranteil es haben darf und allerlei andere Grundsätze der Lebensmittelchemie. Denn Eis ist nicht gleich Eis – das weiß jeder, der schon mal in der Billo-Eisdiele von nebenan eine Kugel geholt hat, die von Eiskristallen nur so durchsetzt war.

Kopfrechnen angesagt

Um ein Eis perfekt hinzubekommen, ist deshalb nicht wenig Rechengeschick gefragt. Wie hoch darf der Prozentanteil an Zucker bei dem jeweiligen Rezept sein? In der Regel übersteigt er 30 Prozent nicht, doch was ist bei Eis, das mit besonders süßen Zugaben gemacht wird, wie etwa Bananeneis? Der Fruchtzuckergehalt muss in diesem Fall beachtet und verrechnet werden, sonst wird das Endergebnis ungenießbar. Und das passiert schneller als erwartet. Viele Studenten der Eis-Uni haben damit zu kämpfen, wenn sie sich verkalkulieren und ihre Kreationen misslingen. Mit einem Mathetalent fühlen sich nicht alle gesegnet. Dennoch gilt auch hier der Grundsatz: Übung macht den Meister.

Das Klientel: Wer geht auf die Eis-Uni?

Auf den Geschmack gekommen? Vielleicht inspiriert Dich ja dieser Artikel, Deine eigenen Fähigkeiten als Eismacher auszutesten. Vielleicht spielst Du schon mit dem Gedanken, Dir eine Eismaschine zuzulegen und Deine eigenen Gelati zuzubereiten. Dabei sah Dein Lebensplan bisher noch ganz anders aus. Ungewöhnlich wäre das nicht: Auch die Studenten der Eisschule haben sich aus den unterschiedlichsten Gründen eingeschrieben. Emil Faria aus Puerto Rico beispielsweise vergisst nie ihr Geschmackserlebnis mit einem Wiesbadener Pistazieneis, das sie einige Jahre später dazu veranlasst, von ihrer Karriere als Kindergartenleiterin auf eine Karriere als Eisdielenbesitzerin, möglicherweise in Pop-Up-Store-Form umzusatteln.

Kandidaten aus aller Herren Länder werden von dem Ruf des Eises angezogen, denn sie erkennen im Heimatland oft eine entscheidende Marktlücke: Eis gibt es – aber italienisches Gelato gibt es nicht. Das treibt auch Carlos aus Peru dazu, die satten 5000 Euro für den vierwöchigen Kurs aufzutreiben – eine stattliche Summe, aber schließlich winkt danach der große unternehmerische Gewinn. Eis von so hoher Qualität wäre im Land der Inkas einzigartig.

Zu guter Letzt geht es bei der Herstellung von Eis nicht nur um die Speise an sich – Eis steht immer auch für ein bestimmtes Lebensgefühl. Den Sommer genießen, die Sonnenstrahlen auf der Haut spüren, auf der Wiese liegen oder baden – all das verbinden wir damit. Eis gehört zum deutschen Sommer wie Pommes im Freibad; vielleicht kommt unser Eis dem der Gelato University auch deshalb so nahe.