
Was verbindet einen Quantenchip, der Rechenzentren energieeffizienter machen soll, mit leichten Hochleistungsmaterialien für Elektroautos und mit intelligenten Sensoren für die Raumfahrt? All das – und noch viel mehr – entsteht in Österreich. Genauer gesagt: an seinen Technischen Universitäten. Sie sind keine stillen Wissensspeicher, sondern pulsierende Innovationsmotoren, Ideenschmieden mit direktem Draht zur Wirtschaft und ein entscheidendes Fundament für die technologische Zukunft des Landes.
Doch wie gelingt es diesen Hochschulen, immer wieder neue Maßstäbe zu setzen? Was macht ihre Innovationskraft so besonders?
Wo Wissen zu Wirkung wird
Ob TU Wien, TU Graz, die Montanuniversität Leoben oder die Johannes Kepler Universität Linz mit ihrer Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät – sie alle stehen für eine klare Vision: Technologie muss nicht nur erforscht, sondern auch gestaltet werden. Dabei geht es nicht um abgehobene Theorien. Es geht um konkrete Lösungen, um Fortschritt, der greifbar ist.
Die TU Wien etwa gilt als international führend im Bereich der Mikro- und Nanotechnologie. Hier entwickelte ein Forschungsteam gemeinsam mit Partnern aus der Industrie einen Quantenprozessor, der nicht nur schneller, sondern auch deutlich energiesparender rechnet als klassische Chips. Eine Entwicklung, die weltweit Beachtung findet – und österreichischen Unternehmen ein echtes Wettbewerbsvorteil verschafft.
An der Technische Universität Graz wiederum ist die Forschung rund um autonomes Fahren und künstliche Intelligenz besonders stark. Mit Testfeldern, die europaweit einzigartig sind, entstehen hier Assistenzsysteme, die Menschenleben retten können. „Wir bauen keine Autos – wir bauen die Intelligenz, die sie sicher macht“, bringt es ein Forscher auf den Punkt.
Und dann ist da noch die Montanuniversität Leoben, ein Hidden Champion unter den TUs – mit einer einzigartigen Spezialisierung auf Rohstoffe, Recycling und Materialwissenschaften. Was auf den ersten Blick traditionell klingt, ist in Wahrheit hochaktuell: Hier entstehen Lösungen für die Kreislaufwirtschaft der Zukunft. Zum Beispiel Verfahren, um seltene Erden aus Elektronikschrott zurückzugewinnen – ein entscheidender Beitrag zur Unabhängigkeit von globalen Lieferketten und zur Ressourcenschonung.
Forschung trifft Wirtschaft
Eine der größten Stärken dieser Universitäten ist ihr enger Schulterschluss mit der Industrie. Anders als in vielen Ländern funktioniert das Zusammenspiel von Wissenschaft und Wirtschaft in Österreich nicht nur punktuell – es ist systematisch und langfristig angelegt.
Was macht diese Kooperationen so erfolgreich?
- Gemeinsame Forschungszentren, wie etwa das „Silicon Austria Labs“, an dem TU Graz und TU Wien beteiligt sind – hier arbeiten Industriepartner und Universitäten Seite an Seite an Elektroniklösungen von morgen.
- Industrie-Doktorate, bei denen junge Forschende ihre Dissertation direkt in Zusammenarbeit mit Unternehmen schreiben – praxisnah, wirtschaftsrelevant, zukunftsorientiert.
- Open Innovation Hubs und Labore, in denen Firmen Infrastruktur und Know-how der Universitäten nutzen können – ein fruchtbarer Boden für Innovation.
Beispiel gefällig? Das steirische Unternehmen AVL, Weltmarktführer bei Antriebstechnologien, kooperiert seit Jahrzehnten mit der TU Graz – etwa beim Thema Wasserstoffmotoren. In Leoben arbeitet man mit voestalpine an neuartigen Legierungen, die im Leichtbau neue Maßstäbe setzen. Und in Linz entstehen bei KEBA Automatisierungslösungen, bei denen KI-Forschung der Johannes Kepler Universität Linz (JKU) eine zentrale Rolle spielt – etwa bei der Entwicklung intelligenter Steuerungssysteme für die Industrie 4.0.
Innovation in Zahlen

Hinter dieser Dynamik steckt kein Zufall, sondern System. Und das lässt sich auch messen:
- Mehr als 800 laufende Forschungsprojekte jährlich mit direkter Beteiligung von Industriepartnern
- Über 1.200 Patente, die aus den Technischen Universitäten hervorgegangen sind – viele davon wurden in marktreife Produkte umgesetzt
- Rund 300 technologieorientierte Start-ups, die in den letzten zehn Jahren aus dem TU-Umfeld gegründet wurden – vom Medizintechnik-Start-up bis zur Robotik-Schmiede
TUs als Zukunftswerkstätten Österreichs
Was diese Universitäten eint, ist nicht nur ihre Innovationskraft, sondern auch ihr Menschenbild. Technik ist für sie kein Selbstzweck. Sie soll nützen, verbinden, verbessern. Die TUs bilden nicht nur Ingenieurinnen und Entwickler aus – sie formen Zukunftsgestalter. Menschen, die über den Tellerrand hinausdenken, gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und interdisziplinär arbeiten.
Dabei gewinnen kreative Problemlösungsmethoden wie Design Thinking zunehmend an Bedeutung. Sie helfen, komplexe Herausforderungen aus der Perspektive der Nutzer zu betrachten – ein Ansatz, der an den Technischen Universitäten gezielt gefördert wird.
Ein Professor der Montanuni Leoben brachte es kürzlich so auf den Punkt:
„Wir forschen nicht nur an neuen Materialien. Wir forschen an neuen Möglichkeiten.“
Und was bedeutet das für Österreich?
Ganz einfach: Ohne die Technischen Universitäten wäre das Land technologisch nicht da, wo es heute steht. Vom 3D-Druck über Kreislaufwirtschaft bis zur Robotik – viele der Technologien, die heute unsere Industrien prägen, wurden einst in einem österreichischen Labor geboren. Sie sind das Rückgrat einer Hightech-Nation, die im globalen Wettbewerb bestehen will – nicht durch Masse, sondern durch Klasse.
Innovation made in Austria – das ist mehr als ein Schlagwort. Es ist ein Versprechen. Ein Versprechen an die nächste Generation, an die Wirtschaft, an die Gesellschaft. Und ein Versprechen, das Tag für Tag von den Technischen Universitäten eingelöst wird.
Wer also wissen will, wie die Zukunft aussieht, sollte vielleicht nicht in die Glaskugel schauen – sondern einen Blick in die Labore von Wien, Graz, Leoben oder Linz werfen. Dort, wo Visionen Wirklichkeit werden.