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Design Thinking an der Uni

Design Thinking an der Uni

Design wird oft mit schönem Schein verwechselt. Mit Farben, Formen, Typografie. Doch echtes Design geht tiefer. Es denkt vom Menschen aus – und sucht nach Lösungen, die nicht nur funktionieren, sondern das Leben verbessern. Design Thinking überträgt genau diesen Ansatz auf komplexe Herausforderungen. Ob im Gesundheitswesen, im Bildungssystem oder in der Wirtschaft – wer mit dieser Methode arbeitet, beginnt mit Empathie, durchdringt Probleme aus Nutzerperspektive und entwickelt kreative, tragfähige Antworten.

„Design Thinking bedeutet, das Problem zu lieben, bevor man sich in die Lösung verliebt“, sagt Prof. Ulrich Weinberg, Leiter der School of Design Thinking am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam. Ein Satz, der hängen bleibt – und der den Kern des Ansatzes trifft.

Kreativität und Strategie verbinden

Immer mehr Universitäten und Fachhochschulen integrieren Design Thinking nicht nur als Modul, sondern machen es zum Herzstück ganzer Studiengänge. Die neue Generation von Designern, Entwicklern und Strategen lernt hier nicht nur Tools, sondern vor allem Haltungen: interdisziplinäres Denken, Neugier, Empathie und Mut zum Unkonventionellen.

Einige spannende Beispiele:

  • Design Thinking & Creative Leadership (Hasso-Plattner-Institut / Universität für angewandte Kunst Wien): Dieser Master richtet sich an kreative Köpfe mit Berufserfahrung, die ihre Innovationskraft strategisch ausbauen wollen. Das Besondere: Interdisziplinäre Teams aus über 20 Nationen entwickeln gemeinsam Lösungen für reale Aufgaben.
  • Transformation Design (HBK Braunschweig): Ein künstlerisch-forschender Studiengang, der Gestaltung als Mittel gesellschaftlicher Veränderung begreift. Hier entstehen Konzepte, die soziale Innovation mit Design verbinden – radikal, relevant, reflektiert.
  • Strategische Gestaltung (Hochschule der Medien Stuttgart): Der Fokus liegt auf dem Zusammenspiel von Design, Markenentwicklung und Strategie. Studenten lernen, visuelle Kommunikation mit wirtschaftlichem Denken zu verknüpfen.
  • Grafikdesign und visuelle Kommunikation (diverse Hochschulen, z. B. Hochschule Düsseldorf oder FH Bielefeld): Auch klassische Designstudiengänge integrieren zunehmend Methoden wie Design Thinking. Denn wer visuell kommuniziert, muss verstehen, wie Inhalte bei Menschen ankommen – und wie man komplexe Botschaften in durchdachte Gestaltung übersetzt.

Dabei geht es längst nicht mehr nur um „schönes Design“. Vielmehr steht die Frage im Zentrum: Was brauchen Menschen wirklich? Und wie lassen sich Produkte, Dienstleistungen oder ganze Systeme gestalten, die Nutzer intuitiv verstehen, nutzen – und lieben?

Kreativität ist ein Karrierebooster

Ein häufiger Vorbehalt gegenüber kreativen Studiengängen wie einem Grafikdesign-Studium lautet: „Schön und gut, aber bringt das später auch einen Job?“ Die Antwort ist ein klares Ja – und sie lässt sich mit Zahlen belegen.

Eine vielzitierte Studie von IBM und der Economist Intelligence Unit mit über 1.500 CEOs weltweit zeigt: Kreativität gilt als wichtigste Führungskompetenz der Zukunft – noch vor Integrität und globalem Denken. Laut Studie sind kreative Führungskräfte besser darin, sich an Wandel anzupassen, komplexe Probleme zu lösen und Chancen frühzeitig zu erkennen.

Auch aktuelle Zahlen aus Deutschland bestätigen diesen Trend: Laut einer Umfrage des Bundesverbands Industrie Kommunikation e. V. von 2022 steigt der Bedarf an „kreativ-strategischen Köpfen“, insbesondere in Bereichen wie UX/UI-Design, Innovationsmanagement und Service Design. Arbeitgeber suchen gezielt nach Absolventen, die analytisch denken und gleichzeitig ungewöhnliche Ideen entwickeln können – eine Kombination, die im Design-Thinking-Kontext regelmäßig trainiert wird.

Lernräume, die inspirieren

Kreative Studenten an der Uni

Wie fühlt sich ein Design-Thinking-orientiertes Studium an? Anders. Lebendig. Sinnvoll. Statt Klausuren gibt es Präsentationen vor realen Projektpartnern. Statt sturem Auswendiglernen taucht man tief in Themen ein, die gesellschaftliche Relevanz besitzen: Wie können ältere Menschen besser in digitale Prozesse eingebunden werden? Wie lässt sich mentale Gesundheit an Schulen fördern? Wie könnte ein Museumserlebnis der Zukunft aussehen?

Die Lernumgebungen spiegeln diese neue Philosophie wider: Flexible Möbel, offene Räume und Wände voller Skizzen und Prototypen schaffen eine kreative Atmosphäre, die mehr an ein Start-up als an einen klassischen Seminarraum erinnert. In Studienfächern der Zukunft geht es nicht nur um Wissenserwerb, sondern um das aktive Gestalten von Lösungen für die Herausforderungen von morgen.

Warum Design Thinking mehr ist als ein Tool

Design Thinking verändert nicht nur das Was, sondern auch das Wie. Es fördert Teamgeist, Mut zum Risiko, die Fähigkeit, zuzuhören und um die Ecke zu denken. Wer so studiert, entwickelt nicht nur Projekte – sondern sich selbst.
Drei zentrale Kompetenzen, die Studenten dabei aufbauen:

  • Empathie und Nutzerzentrierung – Probleme werden nicht theoretisch behandelt, sondern aus Sicht der Betroffenen verstanden.
  • Iteratives Denken – Es gibt kein „richtig“ im klassischen Sinne. Ideen werden getestet, verbessert, verworfen – bis sie wirklich funktionieren.
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit – Designer, ITler, Soziologen und Wirtschaftsexperten arbeiten auf Augenhöhe – und lernen voneinander.

Die Zukunft gehört den Kreativen

Design Thinking an der Uni ist kein netter Trend, sondern eine Reaktion auf eine Welt, die sich immer schneller verändert – und kreative, empathische, lösungsorientierte Menschen braucht. Wer heute Gestaltung studiert – sei es Grafikdesign, strategische Kommunikation oder transdisziplinäre Innovation – lernt nicht nur, was man tut, sondern vor allem, warum. Und genau das macht den Unterschied.

Denn vielleicht sind es am Ende nicht die mit den besten Noten, sondern die mit den besten Fragen, die unsere Zukunft wirklich verändern.

Möchtest du selbst mitgestalten? Dann schau dich um – vielleicht wartet dein Ideenlabor ja schon hinter der nächsten Hochschultür.