Eine Studie der Europäischen Universitätsvereinigung (EUA) deckt ein erschreckendes Gefälle in der Hochschulfinanzierung innerhalb Europas auf. Bedingt durch zahlreiche Finanz- und Wirtschaftskrisen wurden und werden vor allem in Süd- und Osteuropa drastische finanzielle Einschnitte im Wissenschaftsbetrieb umgesetzt.
Schlusslicht in der Hochschulfinanzierung ist das finanzgeplagte Griechenland, hier müssen Universitäten Budgetstreichungen von 25 % verkraften. In Ungarn ist die Situation mit Kürzungen von 20 % ähnlich angespannt, gefolgt von Litauen mit 19 % und Tschechien mit 14 %. Auch in Italien und Spanien ist es mit Kürzungen von je 12 % und 9,5 % nicht gut um die Hochschullandschaft bestellt.
Die Budgetkürzungen betreffen vor allem die Finanzierung der Lehre sowie die Gebäudesanierung, die in diesen Ländern fast vollständig zum Erliegen gekommen ist. Um die ausgefallenen Steuergelder wenigstens teilweise zu kompensieren, stiegen die Hochschulgebühren in den betroffenen Ländern in den vergangenen Jahren massiv an. Doch dies zieht wiederum soziale Benachteiligungen nach sich. Auch die Gehälter des akademischen Personals wurden bereits stark gekürzt, was zu Abwanderungswellen hochqualifizierter Absolventen führt.
Im Gegensatz zur Abwärtsspirale der Hochschulentwicklung in Süd- und Osteuropa sind die Hochschuletats in Frankreich, Belgien, Deutschland, Österreich und den skandinavischen Staaten sogar gestiegen. Deutschland investierte in 2012 gegenüber 2008 rund 20 % mehr in die Hochschulfinanzierung und ist damit europäischer Spitzenreiter. Die EUA sieht in ihrer Analyse die Zweiklassengesellschaft innerhalb der europäischen Wissenschaft bereits als Realität an und warnt vor einer weiteren Vergrößerung der Kluft in der Hochschulentwicklung.
Besonders bitter ist für die unterfinanzierten Universitäten, dass sie viele Drittmittelförderungen der EU nicht mehr in Anspruch nehmen können, da diese einen Eigenanteil der Unis vorschreiben, den gerade die verarmten Hochschulen nicht mehr aufbringen können. Die EUA fordert daher von Brüssel eine Reform der Förderbedingungen, die das finanzielle Gefälle innerhalb Europas berücksichtigt.